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aa HUNGEN UNIVERSITATSFORSC aa ta HEN ARCHAOLOGI ZURPRAH ISTORISC E VERLAGDR. RUDOLFHABELTGMBH, BONN Universitötsforsc hungen zurpröhistorischen ArchAolog ie Bond172 Professur fürUr-undFrühgeschichte derUniversitöt Leipzig 2009 Verlog Dr.Rudolf Hobelt GmbH,Bonn ARTEFACT Rieckhoff fürSobine Festschrift zum65. Geburtstog Iel 2 herousgegeben von Koch Grunwold, Susonne lulioKothorino und Ulrike Sommer Mölders, Doreen Sobine Wolfrom 2009 VerlogDr.RudolfHobeltGmbH,Bonn tsBN928-3-77 49-3633-1 DieDeutsche Notionolbibliothek verzeichnet diesePublikotion in derDeutschen Notionolbibliogrofie. Detoilliertere bibliogrofische Dotensindim Internet über<http://dnb.d-nb.de> obrufbor. Copyright 2009by Dr.Rudolf Hobelt GmbH,Bonn „Eiserne Reserven“? Depotfunde im Umfeld spätlatènezeitlicher Gehöfte1 Caroline von Nicolai 1975 fand im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz die große westdeutsche Landesausstellung „Ausgrabungen in Deutschland, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1950–1975“ statt. Zu den vorgestellten Ausgrabungen gehörte auch die Viereckschanze von Holzhausen bei Wolfratshausen (Kr. München, Bayern). Im wissenschaftlichen Begleitband zur Ausstellung legte ihr Ausgräber Klaus Schwarz die Interpretation dieser von ihm bevorzugt als temene bezeichneten Wall-Graben-Einfriedungen fest, die für die nächsten Jahrzehnte die Eisenzeitforschung in Süddeutschland prägen sollte: „’Spätkeltische Viereckschanzen’ wurden diese Denkmäler von Paul Reinecke genannt, nachdem der Volksmund vorher von Römerschanzen gesprochen und die Fachwelt sie für Gutshöfe, Viehpferche und Wehrbauten gehalten hatte. Die Ausgrabungen zeigten indes, wie diese Erdwerke ganz im Sinne von Friedrich Drexels und Peter Goesslers Interpretation und der topographischen Beschreibungsergebnisse des Berichtserstatters als Kultplätze zu verstehen sind und nur das fortgeschrittene Stadium einer sehr einfachen, mit Holzwerk beginnenden Entwicklung darstellen (...). Um den Eigentümern solcher Denkmäler verständlich zu machen, warum sie sich an diesen Plätzen mit einer beschränkten Nutzung abinden müssen, sollte man wahrheitsgemäß von Keltenheiligtümern sprechen.“2 Zu Beginn der 1990er Jahre jedoch kamen mit der Ausgrabung der Viereckschanze von Bopingen-Flochberg (Ostalbkreis, Baden-Württemberg) Zweifel an dieser Interpretation auf. Die Ausgräber dieser Anlage, Rüdiger Krause und Günther Wieland, sprachen die innerhalb einer spätlatènezeitlichen Ansiedlung freigelegte Einfriedung erstmals als Mittelpunkt einer Siedlungsgemeinschaft anstatt als siedlungsfern gelegene Kultanlage an3. Seitdem überwiegt die Zahl derer, die sich gegen eine monokausale Funktionsansprache der Viereckschanzen wenden4 und ihnen stattdessen eine wichtige Rolle im ländlichen Siedlungsgefüge der späten Eisenzeit zuschreiben, sei es als Versammlungs-, Fest- und Warenstapelplätze innerhalb von weiler- oder dorfartigen Siedlungen5 oder als eigenständige, mit dem Begrif Quadrat- oder Rechteckhöfe bezeichnete Hofanlagen6. Die mittlerweile regelmäßig nachgewiesene Bebauung der Viereckschanzen mit Pfostenbauten verschiedener Größen, Grubenhäusern, Silos, Brunnen, Feuerstellen und Öfen zeigt deutlich, dass es sich tatsächlich bei allen bisher archäologisch untersuchten Fundplätzen Süddeutschlands um profane bäuerliche Gehöfte gehandelt haben muss. Bestätigt wird diese Annahme durch das Fundmaterial, das sich aus typischen Siedlungsabfällen und Verlustfunden – zerscherbter (Gebrauchs-) Keramik; stark fragmentierten, schlecht erhaltenen Knochen von Tieren aller Altersklassen und beiderlei Geschlechts; Planzenresten; Geräten und Werkzeugen; sehr selten auch Amphoren, Münzen, Tracht- und Schmuckgegenständen oder Wafen etc. – zusammensetzt und so ein ländliches, an den Bedürfnissen des Alltags ausgerichtetes Milieu widerspiegelt7. Dennoch lassen sich in den Viereckschanzen auch immer wieder ungewöhnliche Fundkonzentrationen nachweisen, die nicht als alltägliche Siedlungs- und Produktionsabfälle interpretiert werden können. Wie Sabine Rieckhof bereits gezeigt hat, handelt sich bei 1 2 3 4 5 6 7 Dieser Beitrag entstand mit Unterstützung eines Doktorandenstipendiums des Deutschen Akademischen Auslandsdiensts während eines Aufenthaltes an der Ecole Pratique des Hautes Etudes in Paris. Für inhaltliche Korrekturen bin ich Frau Anja Klöckner, Justus-Liebig-Universität Gießen, und Herrn Stéphane Verger, Ecole Pratique des Hautes Etudes, zu Dank verplichtet. Schwarz 1975, 324. Krause/Wieland 1993, 97–102. Überblick zur Forschungsgeschichte: Reichenberger 1993; Schaich 2002. Z.B. Venclová 1998, 221; Reichenberger 2001, 117–118; Schaich 2002, 347–348. Wieland 2002, 886–887. Z.B. Neth 2005, 71–74. v. Nicolai 2006, 9–11; v. Nicolai i. Vorb. 526 Caroline von Nicolai Abb. 1: Plattling-Pankofen, Kr. Deggendorf (Bayern). Funde aus dem Werkzeugdepot im Nordgraben (nach Reichenberger/Schaich 1996, Abb. 8). – M 1:4. diesen wahrscheinlich um absichtliche Deponierungen8. Unter Depot- oder Hortfunden versteht die prähistorische Forschung nach der gängigen Deinition von Helmut Geißlinger „mobile Altertümer, künstliche (z.B. Steinbeile) oder natürliche (z.B. Rohstof, Früchte, Tierknochen), die – nach dem Gesamteindruck des vorliegenden Befundes – in alter Zeit zwar a) durch menschliches Tun an ihren Ort gelangt sein müssen, die jedoch b) weder zur unmittelbaren Ausstattung eines Grabes gehört haben können, noch zum regulären Überreste einer Siedlung (als solcher sind anzusehen z.B. Schutt, Abfälle, aber auch Zeugnisse planmäßiger Vorratshaltung in Gruben, Kellern, Speichern usw.)“9. Im Gegensatz zu den bronzezeitlichen Deponierungen sind die Hortfunde der späten Eisenzeit bisher jedoch nur wenig beachtet worden10. Sie gelten zumeist als profane Verwahrfunde, die in Krisenzeiten versteckt und später aus unbekannten Gründen nicht wieder gehoben worden sind11. Ziel des vorliegenden Artikels ist es deshalb, die bisher in Viereckschanzen nachgewiesenen aufälligen Fundansammlungen kurz vorzustellen und über alternative Interpretationsmöglichkeiten nachzudenken. Gegenstand der Untersuchung sind 13 verhältnismäßig gut dokumentierte und ausreichend publizierte Anlagen aus Baden-Württemberg und Bayern (Tab. 1), die im Wesentlichen in das 2. und 1. Jh. v. Chr. datieren. 8 9 10 11 Rieckhof/Biel 2001, 233; Rieckhof 2002, 364–366. Geißlinger 1983, 320. So Bataille/Guillaumet 2006, 6. Z.B. Kurz 1995, 121. 527 „Eiserne Reserven“? Depotfunde in Gräben Die meisten Depotfunde ließen sich in den Gräben der Viereckschanzen nachweisen. Im Nordgraben der Viereckschanze von Plattling-Pankofen (Kr. Deggendorf, Bayern) fand sich in einer Tiefe von 60 bis 80 cm nahe der Grabensohle ein Hortfund aus verschiedenen, stark korrodierten Eisenobjekten mit einem Gesamtgewicht von mehr als 4 kg, von denen sich nur einige identiizieren ließen (Abb. 1). Es handelte sich um eine Plugschar, eine Tüllenaxt, eine weitere Tüllenaxt oder -beil, ein zweites Tüllenbeil, einen Herdschaufelgrif sowie mehrere bandförmige Fragmente und einen Eisenklumpen von ca. 1 kg Gewicht. Eine Tüllenaxt oder Tüllenbeil sowie das Schneidenfragment einer zweiten Axt, die im Südgraben zusammen aufgefunden wurden, bildeten möglicherweise ein weiteres Depot. Aus der Nähe der Einmündung des Annexgrabens in den Graben der Hauptschanze von Nordheim II „Bruchhöhe“ (Kr. Heilbronn, Baden-Württemberg) stammt ein weiterer Hort aus Eisengeräten. Die Gegenstände – bislang wurden ein langer Tüllenmeißel, eine dreizinkige Fleischgabel, eine Ahle, ein Sensenring und zwei Eisenklammern erkannt – lagen eng zusammen, so dass sie vermutlich ursprünglich zu einem Bündel geschnürt gewesen waren. 20 cm über diesem Fundensemble fanden sich außerdem zwei weitere Tüllenbeile. In der Südecke des Einfriedungsgrabens entdeckten die Ausgräber der Viereckschanze von Mengen-Ennetach (Kr. Sigmaringen, Baden-Württemberg) zwei Eisenstichel, davon einen mit Knochenschaft, sowie einen von ihnen als „Nadelbüchse“ bezeichneten Gegenstand. In einigen Viereckschanzen kamen bei den Ausgrabungen aufällige Konzentrationen von Tierknochen zum Vorschein, die sich darüber hinaus durch eine bewusste Auswahl bestimmter Tierarten und Körperteile auszeichneten. Im Graben von Nordheim I „Am Kupferschmied“ (Kr. Heilbronn, Baden-Württemberg) beispielsweise fanden sich nicht nur zahlreiche sehr kleine und teilweise verbrannte Knochenreste von Schweinen, Rindern und Schafen mit vielen Schnittspuren, sondern auch ungewöhnlich viele Knochen von leischreichen Körperteilen, die weitestgehend von jungen erwachsenen Tieren stammten und keine Brand- und nur sehr selten Schnittspuren zeigten, sowie einige Rinderschädel ohne Unterkiefer. Auch der Anteil vollständiger Unterkiefer und Schulterblätter von Rindern war hoch. Mehr als zehn vollständige Unterkieferhälften von Rindern verteilten sich einzeln oder paarweise in der Grabenverfüllung der Viereckschanze von Leingarten-Schluchtern (Kr. Heilbronn, Baden-Württemberg). Auch in einem Graben in Leinfelden-Echterdingen (Kr. Esslingen, Baden-Württemberg), der zu einer Viereckschanze gehört haben könnte, traten zahlreiche Kieferfragmente auf. Immer wieder werden auch menschliche Knochenreste in den Gräben nachgewiesen. Im Südwest- und im Nordostgraben der Viereckschanze Mengen-Ennetach fanden sich ein Kalottenfragment mitsamt den angrenzenden Partien des rechten und des linken Scheitelbeins eines spätmaturen Individuums. Spuren von Wurzelfraß zeigten, dass diese Knochenreste ehemals nahe der Oberläche gelegen hatten. Im Bereich des Hinterhauptslochs waren zwei kleine Ausbrüche erkennbar. Weiterhin wurden in Mengen-Ennetach auch Bruchstücke von einem linken Schläfenbein eines vermutlich weiblichen erwachsenen Individuums, einer Ellenhälfte und eines Schienbeines gefunden. Acht Menschenknochen mit Bissspuren – Halswirbel, Kalottenstücke und ein Humerus – entdeckten die Ausgräber von Fellbach-Schmiden (Rems-Murr-Kreis, Baden-Württemberg) im Graben der Viereckschanze. Bei den menschlichen Knochenresten aus den Gräben von Plattling-Pankofen handelte sich um einen Femur, eine Fibula und ein Schulterblatt eines adulten Mannes. Aus dem Graben der Einfriedung von Pocking-Hartkirchen (Kr. Passau, Bayern) ist ein menschlicher Oberarmknochen bekannt. Depotfunde in Gruben Deponierungen in Gruben wurden sowohl innerhalb der Viereckschanze, als auch außerhalb von Wall und Graben nachgewiesen. Die erste Möglichkeit illustriert zum Beispiel der Hortfund von Nordheim II „Bruchhöhe“, der aus einer runden und ca. 1,4 m tiefen, in der Nähe der Nordostecke gelegenen Grube stammt. Auf der Sohle dieser Grube (G) lagen eng ineinander gestapelt acht bandförmige Schildbuckel, ein längliches Eisenfragment sowie der Zapfen einer Weinamphore vom Typ Dressel 1 A. Nicht direkt in der Hauptanlage, aber noch innerhalb der Außeneinfriedung der Viereckschanze von Königheim-Brehmen (Main-TauberKreis, Baden-Württemberg) entdeckten Sondengänger in den 1970er Jahren unmittelbar am Wall d einen Hortfund, der sich aus vermutlich sieben Meißeln, einem Steckamboss, einem Hammer, dem Fragment einer möglichen Herdschaufel sowie weiteren, nicht mehr identiizierbaren Gegenständen aus Eisen zusam- 528 Abb. 2: Kolbing bei Schierling-Unterlaichling, Kr. Regensburg (Bayern). Plan der Viereckschanze mit Eintragung der ungefähren Fundstelle des Eisengerätedepots (nach Reichenberger 1995, Abb. 1). Abb. 3: Kolbing bei SchierlingUnterlaichling, Kr. Regensburg (Bayern). Funde aus dem Depot: 1 längliches Gerät (Tüllenmeißel, Hohleisen oder Löfelbohrer); 2 längliches Gerät (Tüllenmeißel, Hohleisen oder Löfelbohrer); 3 Gerät mit Tülle (Plugschar?); 4 Tüllenaxt; 5 Wetzstein (nach Reichenberger 1995, Abb. 2). – 1-4 Eisen, 5 Kalksandstein. Caroline von Nicolai „Eiserne Reserven“? 529 Abb. 4: Mšecké Žehrovice, Bez. Rakovnik, Mittelböhmen. Fragmente einer Statue (nach Megaw/ Megaw 2001, Taf. XVII). mensetzte. Eine kammstrichverzierte Wand- und zwei größere Bodenscherben von handgemachten Gefäßen mit anhaftenden Rostspuren bedeckten die Geräte eventuell. Zwei weitere Eisendepotfunde aus KönigheimBrehmen, deren Vollständigkeit aufgrund der Fundumstände allerdings nicht gesichert ist, stammen aus der unmittelbaren Umgebung von Depot 1. Das zweite Depot enthielt ein Messer, einen Tüllenmeißel, eine Tüllenaxt und den Grif einer Herdschaufel, das dritte die Schneide einer Tüllenaxt oder eines Tüllenbeils sowie einen Wetzstein aus Flussgeröll. Fünf bis zehn Meter außerhalb der Viereckschanze von Kolbing bei Schierling-Unterlaichling (Kr. Regensburg, Bayern) legte ein Sondengänger 1987 ein Depot frei (Abb. 2 und 3). Es setzte sich aus einer Tüllenaxt, zwei Eisenobjekten mit Tüllen, die sich als Meißel, Löfelbohrer oder Hohleisen interpretieren lassen, einer Plugschar oder einer Tüllenhacke und einem vierkantigen Wetzstein zusammen. Die Gegenstände lagen dicht beieinander in etwa 20 cm Tiefe etwa in der Mitte des Südwalls knapp außerhalb des Grabens. Weitere Befunde ließen sich nicht nachweisen. Nordnordwestlich der Südwestecke der Viereckschanze von Mšecké Žehrovice (Bez. Rakovnik, Mittelböhmen) fanden Bewohner des nahe gelegenen Dorfes 1943 beim Abbau von Sand vier Fragmente eines unvollständigen Männerkopfes aus Mergel, der alte Bruchstellen aufwies (Abb. 4). Der 23,4 cm hohe Kopf zeigt in stilisierter Form einen Mann mit Schnurrbart und Torques um den Hals und wird für gewöhnlich in das dritte Jahrhundert v. Chr. datiert. Die Bruchstücke lagen zusammen mit einem Stück Eisendraht, mindestens 25 Fragmenten von Grobkeramik, Graphittonware, Drehscheibenware und Spinnwirteln, vier halbfertigen Armringen, einem halbfertigen Ring und einem bearbeiteten Stück aus Sapropelit, zwei Bruchstücken eines Wetzsteines sowie zahlreichen Tierknochen in einer Grube mit abgerundeten Ecken von 80–90 cm Seitenlänge und einer Tiefe zwischen 80 und 160 cm (Tab. 2). Innerhalb der Einfriedung Balloy „Les Défriches“ (Dép. Seine-et-Marne, Ile-de-France) kam während einer Rettungsgrabung in einer Grube mit den Ausmaßen 1,2 x 1 m die Darstellung eines menschlichen Kopfes aus Kalkstein zum Vorschein. Das Fragment ist ca. 8 cm hoch und 9 cm breit und zeichnet sich durch hervorstehende Augen, eine Hakennase und eingefallene Wangen aus. Mund und Ohren sind nur rillenförmig wiedergegeben. Die Grube ergab mit Ausnahme eines Pferdeschneidezahns keine weiteren Funde. 530 Caroline von Nicolai Abb. 5: Fellbach-Schmiden, Rems-Murr-Kreis (BadenWürttemberg). Holziguren (Reichenberger 1993, Abb. 19). Depotfunde in Brunnen Aus mehreren Viereckschanzen sind Brunnen bekannt, von denen einige auch Deponierungen geliefert haben. Am Grunde des 20 m tiefen, holzverschalten Brunnens von Fellbach-Schmiden kam unter anderem eine vollständige, rot-weiß bemalte Tonne zum Vorschein. Darüber steckten bzw. lagen in einer misthaltigen Schicht in einer Tiefe von ungefähr 17 m drei hölzerne Figuren, zwei aufgerichtete Böcke und ein Hirsch (Abb. 5). Sie waren noch 87, 76 und 77 cm hoch und wiesen zum Teil Spuren einer gelben Bemalung auf. Der obere Bereich des Brunnens war mit Lehm und Kulturschutt wie Holzkohle, Keramik oder Tierknochen verfüllt. Im 5 m tiefen Brunnen von Dornstadt-Tomerdingen (Alb-Donau-Kreis, Baden-Württemberg), der sich zur Hälfte unter der Wallschüttung befand und somit älter als die Viereckschanze sein muss, lagen in Schicht 7, ca. 2,5 m unter der Oberläche, drei vollständige handgemachte Keramikschalen. Der Brunnen war in diesem Bereich mit Lehm, der mit Humus versetzt war, sowie weiteren Tonscherben verfüllt. In einem der beiden Brunnen (Brunnen E) der Viereckschanze Nordheim II kamen die Skelettreste zweier fünjähriger Kinder zu Tage. Der Brunnen war 23 m tief, holzverschalt und erreichte in einer Tiefe von 17,5 m den Grundwasserspiegel. Er war mit Lehm, viel Holzkohle sowie Hüttenlehm, Keramik, Tierknochen und verschiedenen Kleinfunden verfüllt. Die menschlichen Knochenreste befanden sich oberhalb einer 40 cm dicken Brandschuttschicht, die nicht nur eine große Menge an Hüttenlehm und Holzkohle, sondern auch einen vollständigen Rinderschädel und Bruchstücke von Mahlsteinen enthielt. Auf der Sohle des Brunnens lag eine vollständig erhaltene Flasche, die im Gegensatz zu den übrigen Scherben keine Spuren eines sekundären Brandes zeigte. Ebenfalls in die Zeit vor der Errichtung von Wall und Graben gehört der Brunnen 2 der Viereckschanze von Holzhausen. Er war 18,35 m tief und weitestgehend mit Lehm, Kies, Asche- und Humusschichten verfüllt, die auch einige Tierknochen – typische Schlacht- und Küchenabfälle mit Schnitt-, Biss- und Brandspuren – enthielten. Die obersten Füllschichten ergaben jedoch auch 159 Skelett- sowie Schädelreste einer Kuh von 2 bis 2,5 Jahren, die eng beieinander lagen. Zwar wiesen die Knochen Zerlegespuren auf, doch erweckt der Befund den Eindruck, als ob alle Überreste gleichzeitig im Brunnen deponiert worden wären. Zum Vergleich: Depotfunde in spätlatènezeitlichen Gehöften Frankreichs Ganz ähnliche Praktiken wie in den süddeutschen Viereckschanzen können wir in den späteisenzeitlichen Gehöften Frankreichs ausmachen, die in der Regel als établissements ruraux (ländliche Ansiedlungen), exploitations agricoles (landwirtschaftliche Betriebe) oder fermes indigènes (einheimische Bauernhöfe) bezeichnet werden. Ihre Erforschung hat in den letzten 20 Jahren, vor allem in Folge großlächiger Rettungsgrabungen, „Eiserne Reserven“? 531 große Fortschritte gemacht12. Diese Gehöfte weisen zum Teil beträchtliche Unterschiede im Aufbau und der Größe der Einfriedungssysteme und in der Menge und Zusammensetzung des Fundmaterials auf und lassen so eine Hierarchie ländlicher Siedlungen erkennen, die von ärmlichen Höfen ohne Umfassungsgraben bis hin zu komplexen „Adelsresidenzen“ mit mächtigen Wällen und Gräben und vielfältigem Sachgut reicht13. Die Fundverteilung in den spätlatènezeitlichen Gehöften Frankreichs ähnelt derjenigen in Süddeutschland stark; auch hier stammen die meisten Deponierungen aus den Gräben der Einfriedungen (Tab. 3). Deponiert wurden ebenso wie in den Viereckschanzen beispielsweise Metallgeräte, etwa in Vergnasses (Dép. Gironde, Aquitaine), wo bei einer Rettungsgrabung in der letzten Füllschicht des Einfriedungsgrabens zwei Dechsel, ein Messer und ein unbestimmtes Objekt aus Eisen freigelegt wurden. Die Gegenstände waren zerbrochen oder verbogen. In Cairon „Eélazar“ (Dép. Calvados, Normandie) fanden sich im Graben der Einfriedung 3 ein kleines, nur fragmentarisch erhaltenes Laubmesser, eine Grifdornaxt, ein Meißel (?), ein Doppelhaken, zwei Plugscharen (?) sowie mehrere unbestimmbare Gegenstände aus Eisen, drei Ringe aus Bronze und einer aus Blei, Bruchstücke einer Bronzeibel und ein unbestimmbarer Bronzegegenstand (Abb. 6). Der Fundplatz Dissay-sous-Courcillon „Beauregard“ (Dép. Sarthe, Pays-de-la-Loire) lieferte gleich drei Deponierungen von Eisengegenständen. Das erste Depot aus Graben 3 umfasste mehrere Bruchstücke von ein oder zwei Schmiedezangen sowie eine ebenfalls fragmentarisch erhaltene Herdschaufel. Das zweite Ensemble aus Graben 1 enthielt zwei annähernd rechteckige Gegenstände aus Eisen, bei denen es sich vermutlich um Stempel handelte. Das dritte, in Graben 3 freigelegte Depot bestand aus zwei Tüllenplugscharen. Aus der Einfriedung Echiré „Piémont“ (Dép. Deux-Sèvres, Poitou-Charentes) stammen ein Tüllenmesser, ein Bruchstück einer Stange oder eines currency bars, eine Gürtelschnalle, ein kleines Laubmesser, mehrere Platten, Fragmente einer Schwertscheide, alle aus Eisen, sowie das Unterteil einer Drehmühle aus Granit. Sie wurden eng zusammen liegend auf einer Fläche von weniger als 1 m2 im Graben 1 angetrofen. In Mondeville „L’Étoile II“ (Dép. Calvados, Normandie) kamen in der Grabenverfüllung Bruchstücke eines Kessels aus Bronze und Eisen, sechs Eisenstangen von einem oder mehreren Gegenständen, zwei Hakenschlüssel, ein Hohlmeißel, ein Laubmesser, Fragmente eines Schwertes, Reste der Randbeschläge eines Holzgefäßes (?), ein Haken, ein ofener Ring sowie zwei Henkel von Holzgefäßen zu Tage. Zwei weitere mögliche Deponierungen sind aus Graben 1 der Einfriedung „Le Grand Paisilier“ in Pouillé (Dép. Vendée, Pays-de-la-Loire) bekannt. Es handelt sich zum einen um zwei eiserne Schlüssel, zum anderen um einen Hohlmeißel und eine Ahle. Im Graben des eingefriedeten Hofes Chevrières „La Plaine du Marais“ (Dép. Oise, Picardie) lag eine vollständig erhaltene Schüssel mit dem Boden nach oben. Bemerkenswert ist der Fund von 67 Gold-, Silberund Potinmünzen, die in der mittleren lehmigen Füllschicht des Grabens F 811 des Gehöfts „Ensemble 5“ von Ifs „Object’Ifs Sud“ (Dép. Calvados, Normandie) über eine Länge von ca. 3 m streuten. Sie datieren in die Zeit zwischen 90/80 und 60/50 v. Chr. Dieselbe Schicht ergab auch zahlreiche Meeresmuscheln, einige Tierknochen, darunter ein vollständiger Pferdeschädel, etwas Holzkohle, das Fragment einer menschlichen Schädelkalotte, Keramik, mehrere Gegenstände aus Eisen wie zum Beispiel eine vollständige Tüllenaxt sowie dreizehn kleine Ringe, eine Epilierpinzette und ein Amulett in Form einer Miniaturaxt aus Bronze. Bei der Ausgrabung der Einfriedung von Beauvais (Dép. Oise, Picardie) wurden 66 verbogene und teilweise in Bündeln zusammen liegende Eisenlamellen mit Tülle und Spatelende im Graben aufgefunden, die currency bars ähnelten. Ein vollständiger menschlicher Schädel und zwei Scheitelbeinfragmente von zwei verschiedenen Individuen, wovon eines Enthauptungsspuren aufweist, zählen ebenso zum Fundmaterial wie die im anatomischen Verband erhaltenen Skelette von zwei Ferkeln, drei Lämmern, einer Gans und einem jungen Marder. In den Gräben der Einfriedung B von Braine „La Grange des Moines“ (Dép. Aisne, Picardie) wurden ebenfalls zahlreiche Tierknochen freigelegt, unter anderem in der Ostecke der Einfriedung C anatomisch noch zusammenhängende Gliedmaßen von Pferden und Rindern sowie mehrere komplette Rinderschädel, die zwischen zwei großen Steinbrocken lagen (Abb. 7). Eine Konzentration von Schädeln großer Säugetiere, darunter zwei Hirschschädel, konnten die Ausgräber am Westeingang feststellen. An derselben Stelle kam auch eine menschliche Schädelkalotte zum Vorschein. Aufällig war auch der für ländliche Siedlungen der späten Latènekultur in Frankreich ungewöhnlich hohe Prozentsatz an Schweine- sowie Schaf- bzw. Rinderknochen, der in manchen Bereichen des Grabens beinahe 80 % betrug. In haon „Le Bissonet“ (Dép. Calvados, Normandie) fanden die Ausgräber abgesehen von zahlreichen zerkleinerten Tierknochen mit Schnitt- und Schlagspuren im Graben des Gehöfts etwa in der Mitte der Verfüllung auf einer 12 13 Vgl. z.B. Buchsenschutz/Méniel 1994; Marion/Blancquaert 2000; Malrain u.a. 2002. Malrain/Pinard 2006, 244–254. 532 Caroline von Nicolai Abb. 6: Cairon „Eélazar“, Calvados (Normandie). Depotfunde aus Graben 8 (oben) und Grube 2 (unten) (nach Nillesse 2006, Abb. 2). Abb. 7: Braine, Aisne (Picardie). Deponierung von Tierknochen in der Ostecke des Grabens der Einfriedung 220 (nach Auxiette u.a. 2000, Abb. 13). 533 „Eiserne Reserven“? Länge von 3 m auch 174 kaum fragmentierte und anatomisch noch zusammenhängende Skelettreste von zwei Stuten und einem Hengst. Es handelt sich um ca. ein Drittel der ursprünglich vorhandenen Knochen, die keine Schnitt- oder Schlag-, dafür aber Nagespuren von Fleischfressern zeigten. Eine Deponierung in einer Grube im Inneren der Einfriedung liegt zum Beispiel aus Braine „La Grange des Moines“ vor. Grube 395 mit 2 bis 3 m Seitenlänge befand sich in der Mitte der Ostseite am Rande des Grabens der Einfriedung C und enthielt neben zahlreichen Bruchstücken von Weinamphoren und dem Fragment eines dunkelblau-violetten Glasarmrings ein vollständiges simpulum, eine Art Kasserole, die zum Filtern von Getränken diente. Aus einer Grube in der Einfriedung Sermoise „Les Près du Bout de la Ville“ (Dép. Aisne, Picardie) stammen ein Messer, ein Rasiermesser und mehrere Plugschare. Grube 1 in Fleury-surOrne „Bac-D’Athis“ (Dép. Calvados, Normandie), die zwischen den verschiedenen Einfriedungssystemen lag, ergab verschiedene Bruchstücke von Eisenblechen, Grifen und Platten sowie unbestimmbare Objekte, aber auch zwei, möglicherweise vier fragmentarisch erhaltene Tüllenplugschare, Haken, einen Ring, Bänder und eine Nauheimer Fibel aus Bronze. Zudem fanden sich einige Reste von Tierknochen und kleine Keramikfragmente. Die Gegenstände konzentrierten sich auf einer Fläche von ca. 50 cm2 auf dem Grund der Grube und wiesen eine besondere Anordnung auf. Die Bleche und Bruchstücke lagen im Zentrum auf einem Haufen, während die übrigen Objekte um diesen herum gruppiert waren. Die Ausgrabung des Gehöftes Cairon „Eélezar“ erbrachte außer dem bereits erwähnten Depotfund im Graben der Einfriedung auch einen Gerätehort in einer Grube (Grube 2), der aus einer Tüllenaxt, einer Sichel, einem Schaber, einer Fleischgabel, einer Plugschar, einem Laubmesser und mehreren unbestimmbaren Gegenständen bestand (Abb. 6). In der Südecke der Einfriedung von Echiré „Le Bois Roux“ (Dép. Deux-Sèvres, Pays-de-la-Loire) befand sich eine Grube, deren Grenzen sich nur schwer feststellen ließen. Sie enthielt mehrere Eisengeräte mit einem Gesamtgewicht von etwa 10 kg – eine Schmiedezange, einen massiven Amboss, einen durchlochten hammerartigen Gegenstand, einen Hornamboss, einen Stempel, einen Hammer, zwei Meißel, einen Haken, einen Nagel, eine Lanzenspitze (?) und mehrere unbestimmte Gegenstände – sowie einen Scherben einer republikanischen Weinamphore. Das Depot von Barbezieux „Les Petits Clairons“ (Dép. Charente, PoitouCharentes), das ebenfalls in einer zu einem Gehöft gehörigen Grube (F. 3038) mit einem Durchmesser von 1 m und einer Tiefe von noch 50 cm lag, setzte sich aus mehreren Eisengegenständen (zwei Messern, ein dreieckiger Schaft, ein unbestimmtes Fragment), einem kleinen Stück Bronzeblech, zwei Gefäßen, von denen eines vollständig erhalten war, sowie etwa hundert Scherben und Resten von Holz und Holzkohle zusammen. Die Metallobjekte befanden sich alle am Grunde der Grube. Die Keramik verteilte sich über die gesamte Füllung der Grube und wies zum Teil Brandspuren auf. Deponierungen in Gruben, die aufgrund ihrer charakteristischen – kegelstumpförmigen, glockenförmigen oder zylindrischen – Form als Silos interpretiert werden, liegen aus den Viereckschanzen bisher nicht vor. In Quetteville „La Cohaigne“ (Dép. Calvados, Normandie) wurde hingegen in der unmittelbaren Umgebung eines Pfostenbaus ein zylinderförmiges mit einem Durchmesser von 1,4 m und einer erhaltenen Tiefe von 0,7 m ausgegraben, das nicht nur ein paar Scherben und ein Mühlenfragment enthielt, sondern auch den Eisenbeschlag eines Spatens, eine Plugschar, eine Sichelklinge, Beschläge eines Holzgefäßes, fünf nicht näher bestimmbare Gegenstände mit Tülle sowie vier weitere, bisher nicht identiizierte Objekte. Anders als in Süddeutschland kennt man aus den spätlatènezeitlichen Einzelhöfen in Frankreich bisher keine Deponierungen aus Brunnen. Erwähnt werden muss aber eine Deponierung in Pfostenloch 667 des Vierpfostenspeichers 6 in Marcé „L’Hélouine“ (Dép. Maine-et-Loire, Pays-de-la-Loire). Dort fand sich eine große s-förmige Schale, in der ein eiförmiges Gefäß steckte (Abb. 8). In diesem Gefäß wiederum lagen zu einem Paket zusammengeschnürt zwei Schäfte oder Meißel und eine Plugschar. Auf diesem Ensemble befand sich ein zweites eiförmiges Gefäß. Wie die Negative zweier Pfosten zeigten, waren die Gegenstände nach dem Abriss des Baus an dieser Stelle niedergelegt worden. Zusammensetzung der Deponierungen In ihrem Beitrag zur Tagung „Les dépôts métalliques au second âge du Fer en Europe tempérée“ hat die Jubilarin versucht, die symbolische Bedeutung der deponierten Metallgegenstände mit Hilfe von Sachgruppen zu fassen14. Sie unterscheidet zwischen folgenden Funktionskategorien: 1. Handwerkliche Produktion. 14 Rieckhof 2006, 284–286; siehe auch Rieckhof 1998, 509–514. 534 Caroline von Nicolai Abb. 8: Marcé, Maine-et-Loire (Pays-de-la-Loire). Depotfund in Pfostenloch 667 (nach Nillesse 2006, Abb. 15). – 2. Essen und Trinken. – 3. Landwirtschaft. – 4. Fahren und Reiten. – 5. Haus und Hof. – 6. Status und Rang – 7. Magie. – 8. Geld. Im Falle der Deponierungen aus den Gehöften der Spätlatènekultur werden die Kategorien 9. Menschenknochen und 10. Tierknochen ergänzt und die Kategorie 6. Status und Rang in die Sachgruppen „Wafen“ und „Persönliche Ausstattung“ unterteilt (Tab. 4). Die Kategorien 4. Fahren und Reiten und 7. Magie sind in den untersuchten Fundplätzen hingegen nicht vertreten. Unter 11. Unbestimmt werden unklare Funde aufgeführt, die aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustandes nicht näher identiiziert werden können. Zwar überwiegt zahlenmäßig die Kategorie „Geld“, zu der sowohl die (möglichen) Barren aus Beauvais, als auch die Münzfunde aus Ifs gerechnet werden, doch zeigt die Zusammenstellung der einzelnen Sachgruppen deutlich die überragende Stellung der Werkzeuge und landwirtschaftlichen Gerätschaften in den untersuchten Deponierungen. 16 der insgesamt 30 Gehöfte haben Werkzeugfunde erbracht, zu denen die häuigen Multifunktionsgeräte Axt, Beil und Messer, aber auch Ahlen, Meißel, Schmiedezangen, Hämmer 535 „Eiserne Reserven“? oder Wetzsteine gezählt werden. Letztere unterstreichen die besondere Bedeutung des Metallhandwerks in der späten Eisenzeit15. Weitaus heterogener ist die Zusammensetzung der zahlenmäßig ebenfalls gut vertretenen zweiten Gruppe „Essen und Trinken“. Zu ihnen zählen erstens Küchengeräte wie Herdschaufeln, Fleischhaken oder das simpulum; zweitens Metallgeschirr; drittens die Metallbeschläge von hölzernen Gefäßen wie Henkel oder Grife; viertens Trink- und Essgeschirr aus Keramik sowie fünftens Amphoren für den Transport von Wein. Die wichtige Kategorie „Landwirtschaft“ wird vor allem durch Plugschare, seltener durch Laubmesser, Sicheln oder Mühlsteine o.ä. vertreten. Auch hier fällt die gleichmäßige Verteilung über die untersuchten Fundorte auf. Die Funktionsgruppe „Haus und Hof“ umfasst neben Schlüsseln vor allem kleine, eher unscheinbare Gegenstände wie Haken, Nägel, Klammern, Beschläge oder Ringe, die zum einen auf die Holzarchitektur der Häuser, zum anderen auf die Existenz von hölzernen Möbeln und Kisten verweisen. Wafen sind – abgesehen von der herausragenden Deponierung aus Nordheim II – selten und treten vor allem in fragmentarischer Form auf. Ebenso gering ist die Zahl der in den Deponierungen enthaltenen persönlichen Ausrüstungsgegenstände. Fibel, Rasiermesser, Gürtelschnalle und Amulett stellen Einzelfunde dar; eine Ausnahme bilden nur die 13 kleinen Bronzeringe unbekannter Funktion aus Ifs. Immerhin an sieben Fundplätzen kamen menschliche Skelettreste zu Tage, ungewöhnliche Konzentrationen von Tierknochen in acht. Die einzelnen Sachkategorien verteilten sich annähernd gleichmäßig auf die Gräben und Gruben, ohne dass sich besondere Präferenzen ausmachen ließen. In den untersuchten Brunnen und Schächten hingegen fanden sich bisher keine Deponierungen von Werkzeugen, landwirtschaftlichen Gerätschaften oder ähnlichem, sondern nur der Funktionskategorie „Essen und Trinken“ zugehörige Gegenstände sowie Menschenund Tierknochen. Ergänzend sei an dieser Stelle nur auf eine vergleichbare Befundsituation in Köfering „Kelleräcker” (Kr. Regensburg, Bayern) verwiesen. Dort deckten die Ausgräber innerhalb und außerhalb eines spätlatènezeitlichen Grabenwerks unbestimmter Funktion fünf Schächte oder Brunnen frei, die einen Durchmesser von 1,5 x 1,5 m und eine Tiefe von bis zu 3 m aufwiesen. Auf der Sohle dieser Schächte lag unter einer Lage Brandschutt jeweils ein vollständiges Ferkelskelett im anatomischen Verband16. Der Vergleich zwischen den Viereckschanzen in Süddeutschland und den vergleichbaren spätlatènezeitlichen Gehöften in Frankreich zeigt, dass das Spektrum der deponierten Gegenstände auf linksrheinischem Gebiet größer war als rechts des Rheines. Während in den Viereckschanzen allen Anschein nach Eisendepotfunde mit Gegenständen aus den Bereichen Hand- und Hauswerk, Landwirtschaft und seltener Nahrungszubereitung vorherrschten, war das französische Fundmaterial vielfältiger und betraf zumeist mehrere Sachgruppen gleichzeitig. Es umfasste zudem neben den bereits genannten Tätigkeitsbereichen auch besonders viele Objekte wie Schlüssel oder Beschläge, die Haus und Hof symbolisierten. Der Fund von Tracht-, Schmuck- und persönliche Ausrüstungsgegenstände sowie Barren und Münzen beschränkte sich bisher allen Anscheins nach ganz auf die französischen Gehöfte. Wafen traten in den Viereckschanzen nur in Nordheim II auf, während sie in Frankreich zwar ebenfalls seltene Einzelfunde darstellten, aber immerhin an drei Fundstellen vorkamen. Interpretation der Befunde Bei einzeln aufgefundenen Gegenständen wie etwa der vollständigen und umgekehrt im Graben liegenden Schüssel aus Chevrières oder der kompletten bemalten Flasche im Brunnen von Nordheim II wird sich wohl nie mit Sicherheit feststellen lassen, ob es sich um absichtlich niedergelegte oder um schlicht weggeworfene Objekte handelt. Auch bei kleinen Fundensembles, deren Fundkontexte zudem ungeklärt sind, wie im Fall des dritten, nur aus der Schneide eines Beils oder einer Axt und einem Wetzstein bestehenden Depot aus Königheim-Brehmen, lassen sich letzte Zweifel an der Intentionalität der Gesten nicht ausräumen. Die Konzentration großer Materialmengen, insbesondere von vollständigen, noch benutzbaren Objekten, scheint hingegen nahe zu legen, dass wir es mit absichtlichen Deponierungen zu tun haben. Wie aber lässt sich nun zwischen profanen Schatzfunden oder Versteck- und Verwahrfunden und Niederlegungen mit kultischer Funktion unterscheiden? Ist davon auszugehen, dass eisenzeitliche Depotfunde in Siedlungsnähe 15 16 Rieckhof 2006, 284. Tillmann 1998; Loré 1998. 536 Caroline von Nicolai grundsätzlich als Ansammlungen von Altmetall durch Händler und Handwerker17 oder Verwahrungen in Krisenzeiten zur „Sicherung privater Wertgegenstände im Sinne eines Hausschatzes“18 zu interpretieren sind? Nach Helmut Geißlinger können irreversible, also später nicht mehr zugängliche Niederlegungen auf ein sakrales Deponierungsmotiv verweisen19. Dieses Kriterium lässt sich jedoch bei den in Gräben, Gruben oder Silos aufgefundenen Horten aus den spätlatènezeitlichen Gehöften in Deutschland und Frankreich nicht anwenden. Selbst bei den in Brunnen verborgenen Objekten wäre eine Wiederbeschafung theoretisch und technisch möglich, wenn auch mit großem Aufwand verbunden gewesen. Wichtiger als die Unterscheidung von reversiblen und irreversiblen Deponierungen scheint daher für die hier untersuchten Fundensembles der Gegensatz zwischen temporären Depots, die vom Hortenden mit dem Vorsatz der Wiedergewinnung verborgen wurden, und permanenten Depots zu sein. Letztere wurden vom Eigentümer auf Dauer zugunsten einer höheren Macht entäußert und sollten daher für immer an derselben Stelle verbleiben, die jedoch auch ofen zugänglich sein konnte20. Um dauerhaft niedergelegte Horte nachweisen zu können, scheint es daher angebracht, allgemeingültigere Kriterien zur Identiikation von rituellen Handlungen mit archäologischen Mitteln zu verwenden. Felix Müller zufolge manifestieren sich Rituale im archäologischen Befund am deutlichsten, wenn wiederholt dieselben Gegenstände in ähnlichem Kontext, in übereinstimmender Kombination und mit gleichen Manipulationen auftreten21. Diese Kriterien sind m. E. für die Mehrzahl der untersuchten Depotfunde aus den Viereckschanzen und den französischen Gehöften erfüllt. Erstens stammen die hier vorgestellten Hortfunde stets aus denselben Befundstrukturen, nämlich aus Gräben, Gruben, Silos und Brunnen. Sie konzentrierten sich besonders am Rande der Gehöfteinfriedungen, entlang von Wall und Graben. Einige Deponierungen wiesen außerdem eine besondere Anordnung auf, waren zum Beispiel zu Bündeln gruppiert (z.B. Beauvais, Echiré „Piémont“) oder ineinander gestapelt (z.B. Marcé, Nordheim II). Zudem lassen sich dieselben Deponierungssitten nicht nur an verschiedenen, weit voneinander entfernt gelegenen Fundplätzen belegen, sondern teilweise auch mehrfach an ein und derselben Fundstelle. Im unmittelbaren Umfeld der Viereckschanze von Königheim-Brehmen beispielsweise wurden gleich drei Depotfunde mit Eisengeräten entdeckt. In Nordheim II fand sich ein Hort in einer Grube direkt innerhalb der Umfassung, ein zweiter im Graben. Zweitens ähnelt sich das Fundmaterial aus den freigelegten Deponierungen stark. Vertreten sind fast immer dieselben Funktionsgruppen, wobei eiserne Gerätschaften aus den Lebensbereichen Handwerk, Landwirtschaft und Nahrungszubereitung ofenbar eine besondere Rolle spielten. Schwerer zu belegen ist das dritte Kriterium, die besondere Manipulation der Fundgegenstände. Eine absichtliche Zerstörung ist im Fall der verdrehten Tüllenbarren (?) aus Beauvais, der fragmentierten und/oder verbogenen Wafen aus Echiré „Le Bois Roux“, Echiré „Piémont“ und Mondeville wahrscheinlich. Viele der übrigen Eisengegenstände waren ebenfalls nur in Fragmenten erhalten. Im Falle der Keramik erscheint hingegen die vollständige Erhaltung der Gefäße besonders bemerkenswert. Dass es sich bei den hier behandelten Depotfunden aus den Viereckschanzen Süddeutschlands sowie aus den späteisenzeitlichen établissements ruraux Frankreichs zum großen Teil nicht um in Vergessenheit geratene Verwahrfunde, sondern um den Niederschlag ritueller Handlungen handelt, macht auch ein erster, knapper Vergleich mit dem Fundmaterial aus den bekannten latènezeitlichen Heiligtümern des heutigen Frankreich22 wie zum Beispiel Gournay-sur-Aronde (Dép. Oise, Picardie)23 oder Corent (Dép. Puy-de-Dome, Auvergne)24 deutlich. Die „ländlichen“ Horte sind zwar wesentlich kleiner, weisen aber durchaus ähnliche Fundkontexte und Behandlungsmuster auf25. Die Funde aus den Heiligtümern stammen ebenfalls zum überwiegenden Teil aus den eingetieften Befunden wie den Umfassungsgräben und zeichnen sich oft durch besondere Manipulationen durch Verbrennen, Zerschlagen oder Verbiegen aus. Was den Inhalt der Deponierungen betrift, so lassen sich allerdings größere Ähnlichkeiten mit den großen, ofensichtlich außerhalb von Siedlungen oder architektonisch erkennbaren Heiligtümern angelegten Horten der Spätlatènekultur wie Kolín (Bez. Kolín, 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Vgl. Rybová/Motyková 1983, 146. So z.B. Kurz 1995, 113. Geißlinger 1983, 322–327. Geißlinger 2002, 129–130. Müller 2002, 3. Zusammenfassend: Arcelin/Brunaux 2003. Brunaux u.a. 1985. Poux 2007. Bataille 2008. „Eiserne Reserven“? 537 Mittelböhmen)26 oder Kappel im Federseemoor bei Bad Buchau (Kr. Biberach, Baden-Württemberg)27 feststellen. Letztere enthielten im Gegensatz zu den Materialansammlungen aus den Heiligtümern kaum Wafen, sondern vor allem Gegenstände des alltäglichen Lebens wie Herdgerät, Werkzeuge zur Metall- oder Holzbearbeitung, Geräte der Landwirtschaft und des Haushalts, Ketten, Ringe, Klammern sowie Wagenteile und Pferdegeschirr. Stark fragmentierte und dementsprechend schlecht erhaltene Tierknochen aller Körperpartien von jungen und alten Tieren mit Schnitt-, Brand- und Fraßspuren gehören zum gewöhnlichen Abfallmaterial eisenzeitlicher Siedlungen28. An einigen der untersuchten Fundplätze wie Braine oder Nordheim I ließen sich jedoch Konzentrationen von tierischen Resten feststellen, die von einem über den alltäglichen Bedarf hinausgehenden Konsum zeugen. Belegt ist außerdem die Auswahl bestimmter Tierarten und Körperteile, insbesondere guter, viel Fleisch tragender Partien. Es könnte sich also um die Überreste von Banketten oder großen Gastmählern handeln29, die soziale, möglicherweise aber auch sakrale Zwecke erfüllten. Das zeigt in Braine auch der Fund zahlreicher Weinamphoren. Auf eine ausschließliche Nutzung der süddeutschen Viereckschanzen als „Festplätze“30 lässt sich aus diesen Indizien jedoch nicht schließen. Die Auswahl der Körperpartien in Leinfelden-Echterdingen und Leingarten-Schluchtern weist überraschende Ähnlichkeiten mit Niederlegungen an markanten Punkten der Schweizer Oppida Yverdon-les-Bains (Kt. Vaud) und Mont Vully (Kt. Fribourg) auf. Aus dem zweiten Graben vor dem Westtor der Befestigung von Yverdon-les-Bains stammt eine hölzerne Statue, die einen Torques um den Hals und einen zweiten in der Hand trägt und dendrochronologisch in die Zeit nach 68 v. Chr. datiert. Zusammen mit dieser Statue fanden sich 18 fragmentierte Schulterblätter sowie 20 linke und 18 rechte Unterkiefer von Rindern, wobei pro Tier nur jeweils ein Unterkiefer ausgewählt worden war31. Auf dem Mont Vully wurden in einer der Pfostengruben des Haupttores zwei seitenverkehrt in den Boden gesteckte Rinderunterkiefer freigelegt32. Diese Befunde könnten deshalb das Resultat ritueller Handlungen in Form von Fleischgaben sein. Bei Niederlegungen von mehr oder weniger vollständigen Tierskeletten wie in haon, deren Knochen sich noch im anatomischen Zusammenhang befanden, ist hingegen auch die Entsorgung von Tierkadaver durch Vergraben nicht auszuschließen 33. Bei Tierschädeln, denen wie in Braine die Zähne fehlen und deren Oberlächen zum Teil Verwitterungserscheinungen zeigen, kann vermutet werden, dass diese ursprünglich in der Höhe an Pfosten oder ähnlichem ausgestellt gewesen waren34. Der Fund von Menschenknochen oder -skeletten, die Schnittspuren, Brüche und Tierverbiss aufweisen, ist in spätlatènezeitlichen Siedlungen nichts Ungewöhnliches. Die menschlichen Knochenreste aus dem Oppidum von Manching (Kr. Ingolstadt, Bayern)35 z.B. werden von der Jubilarin als Überreste von Bestattungsriten interpretiert, die vermutlich die Ausstellung der Verstorbenen bis zur weitgehenden oder vollständigen Verwesung der Körper, anschließend deren Zerlegung und teilweisen Verbrennung umfassten. Die übrigen Knochen verblieben in der Siedlung und gelangten zu einem unbestimmten Zeitpunkt in die Gruben und Gräben36. Einige der menschlichen Schädel, vor allem solche mit Bohrungen und Verwitterungserscheinungen wie in Beauvais, Braine und Mengen-Ennetach, waren möglicherweise einst im Bereich der Einfriedung, etwa an den Toren, ausgestellt gewesen. Die mehr oder weniger vollständigen Skelette von Kleinst- und Kleinkindern aus Nordheim II und Riedlingen hingegen werden in der Regel als Bestattungen von noch nicht zur Gesellschaft zählender Individuen gedeutet37. Figürliche Darstellungen aus Holz und Stein gehören aufgrund ihrer Seltenheit zu den bekanntesten Funden aus ländlichen Gehöften und werden deshalb am ehesten spontan mit rituellen Praktiken in latènezeitlichen Siedlungen in Verbindung verbracht. Die Figuren aus Fellbach-Schmiden werden beispielsweise 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 Rybová/Motyková 1983. Fischer 1959. Méniel 2001, 9–62. Méniel 2001, 63–73; Gransar u.a. 2007, 556–557; 561. – Vgl. zu Braine Poux 2004, 418–422. Murray 1996; Poux 2004, 159–163. Brunetti 2007, 509–521. Kaenel/Curdy 2005. Le Gof u.a. 2007, 580–581. Auxiette 2000, 179–180; Malrain u.a. 2002, 209. Lange 1983; Hahn 1999. Rieckhof/Biel 2001, 264–265. Z.B. Baray 2003, 40–45. 538 Caroline von Nicolai häuig als Darstellung einer „Herrin“ oder eines „Herren der Tiere“, also als Götterbilder angesehen38. Auch für den Kopf aus Mšecké Žehrovice ist eine Interpretation als Abbild einer Gottheit vorgeschlagen worden39. Der Auindungskontext und die daraus abzuleitende Art der Niederlegung lassen jedoch an einer rituellen Niederlegung dieser Bildwerke zweifeln. Die Lage der Skulpturenfragmente aus Mšecké Žehrovice in einer mit Haushalts- und Produktionsabfällen aller Art verfüllten Grube erinnert an die Auindung der vier Büsten aus der eisenzeitlichen Befestigung von Paule (Dép. Côtes-d’Armor, Bretagne) in zwei mit Siedlungsmaterial verfüllten Gräben bzw. in einem souterrain (einem unterirdischen „Keller“). Sie sind zwischen 23 und 43 cm groß und bilden mit dem lachen Gesicht, dem Haarband, den ornamentartig gestalteten Ohren, den mandelförmigen Augen, der keilförmigen Nase, dem Strichmund und dem blockförmigen Oberkörper ein relativ einheitliches Ensemble. Eine der Figuren trägt einen Torques um den Hals und eine Leier in den Händen. Die Büsten lagen mit der Vorderseite nach unten, wiesen Brandspuren auf und waren stellenweise beschädigt. Sie werden von Yves Menez als Ahnenbilder interpretiert, die im letzten Drittel des 2. Jh. v. Chr. nach dem Ende ihrer „Nutzung“ bzw. in einem Fall einige Jahrzehnte später bei der Aufgabe der Siedlung eher achtlos weggeworfen worden sind40. Eine ähnliche Interpretation muss m.E. auch für die Steinskulpturen von Mšecké Žehrovice und Balloy in Betracht gezogen werden. An allen drei Fundplätzen ist von einer Entsorgung auszugehen. Die Beifunde der Bildwerke aus dem Brunnen von Fellbach-Schmiden – Keramik, Tierknochen, Holzkohle, Hüttenlehm und verbrannte Steine – unterscheiden sich ebenfalls nicht von normalen Siedlungsabfällen. Da es sich bei diesem Schacht – wie auch bei anderen vergleichbaren Anlagen aus Viereckschanzen – tatsächlich um einen später verfüllten Brunnen zur Wasserversorgung der Ansiedlung und nicht um einen Opferschacht gehandelt hat41, sollte eine Funktion der Holziguren als dekorative Elemente, beispielsweise als Teil der Brunnenkonstruktion, nicht ausgeschlossen werden42. Zusammenfassung Die Studie konnte zeigen, dass Deponierungen verschiedener Gegenstände auch im Bereich späteisenzeitlicher Gehöfte auftraten. Bei diesen handelte es sich – zumindest zu einem Teil – um den Niederschlag ritueller Praktiken im häuslichen Lebensmilieu. Vor allem die Horte mit Eisengeräten dürfen nicht mehr ausschließlich als „eiserne Reserven“, als profane Schatz- oder Verwahrfunde, angesehen werden. Mit dieser Feststellung soll natürlich nicht die Rückkehr zur einseitig kultischen Interpretation der Viereckschanzen eingeleitet werden. Ziel des Beitrages war es vielmehr, anhand einiger Beispiele die späteisenzeitlichen Depotfunde aus Siedlungen als bisher oft vernachlässigte Denkmälergruppe der späten Eisenzeit stärker in das Blickfeld der Forschung zu rücken. Die genauen Absichten hinter dem Akt der Deponierung liegen nach wie vor im Dunkeln. Sabine Rieckhof hat uns mit der Identiizierung verschiedener Funktionsgruppen im Sachgut der Horte einen ersten Hinweis auf die angesprochenen Lebensbereiche geliefert, nämlich in erster Linie Handwerk, Landwirtschaft, Zubereitung von Speisen und Getränken sowie Haus und Hof (s.o.). Es handelte sich also vor allem um gewöhnliche Gebrauchsgegenstände, deren Deponierung und damit Entäußerung an uns unbekannte höhere Mächte oder bestimmte Gottheiten wohl ebenfalls in Beziehung mit den alltäglichen Bedürfnissen der Menschen stand. Depotfunde in Pfostenlöchern oder am Grund von Brunnen, Gruben und Gräben könnten folglich im Rahmen von Gründungsriten niedergelegte Bauopfer sein, die den Schutz der Bauten, des Siedlungsplatzes und seiner Bewohner sicherstellen sollten43. Umgekehrt könnten Hortfunde in bereits weitestgehend verfüllten Strukturen wie Brunnen oder Gräben mit der Aufgabe der entsprechenden Bauten oder des gesamten Gehöfts in Verbindung gebracht werden. Ebenso denkbar wären in einem bäuerlichen Umfeld rituelle Praktiken, die dem Schutz der Ernte und der Sicherung der Fruchtbarkeit von Feld und Tier galten44. Die Jubilarin selbst zeigt eine weitere Interpretationsmöglichkeit auf45. Viele der untersuchten 38 39 40 41 42 43 44 45 Wieland 1999b, 36–44. Z.B. Megaw/Megaw 1988, 639; Hafner 1995, 33. Menez 1999, 357–408. Wieland 2002, 866–874. Venclová 1998, 213. Zum Bauopfer ausführlich Beilke-Voigt 2007. Vgl. Gransar u.a. 2007, 561. Rieckhof 2002, 365–366. 539 „Eiserne Reserven“? Fundkonzentrationen stammen aus der unmittelbaren Umgebung der Wall-Graben-Einfriedungen oder aus den Gräben selbst. Auch im Umfeld der Befestigungsanlagen und der Tore der spätlatènezeitlichen Oppida – sowohl unter oder im Baukörper der Befestigungen, als auch in den Gräben oder im Vorfeld der Bauten – wurden ähnliche Konzentrationen von Metallgegenständen, Tier- und Menschenknochen etc. entdeckt46. Sie betonten vermutlich die symbolische Funktion der Oppidamauern als Grenzen zwischen Stadt und Land, Innen und Außen. Die Umfassungsgräben und –wälle der Viereckschanzen in Süddeutschland und der Gehöfte in Frankreich waren aufgrund ihrer geringen Größe mit Sicherheit nicht als reine Verteidigungsbauwerke zum Schutz der Bewohner konzipiert, sondern signalisierten eher deren privaten Besitz und gesellschaftliche Position47. Im Zusammenhang mit diesen symbolischen Grenzen sind nicht nur die ausgestellten Menschen- und Tierschädel, sondern auch die rituellen Handlungen in ihrem Umfeld zu verstehen, die sich archäologisch in Form von Deponierungen von (vielleicht nicht für unsere, aber für die damaligen Verhältnisse mit Sicherheit) wertvollen Gegenständen manifestieren. Literaturverzeichnis Arcelin/Brunaux 2003: Patrice Arcelin/Jean-Louis Brunaux (Hrsg.), Cultes et sanctuaires en France à l’âge du Fer. Gallia 60, 2003, 1–268. Augereau u.a. 1992: Anne Augereau/Patrick Gouge/Daniel Mordant/Anne Tresset, Une vaste opération de sauvetage archéologique en cours à Balloy (Seine-et-Marne). Bull. Groupement Arch. Seine-et-Marne 28–31, 1987/90 (1992) 75–97. Auxiette 2000: Ginette Auxiette, Les rejets non domestiques des établissements ruraux du Hallstatt inale à La Tène inale dans la vallée de l’Aisne et de la Vesle. 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Mengen-Ennetach (Kr. Sigmaringen, BW) Menschenknochen und Eisengerätehort im Graben. Wahl u.a. 1999; Wieland 1999a. Nordheim I (Kr. Heilbronn, BW) Konzentration von Rinderknochen im Graben. Neth 1996; Neth 1997. Nordheim II (Kr. Heilbronn, BW) Waffen und Amphore in Grube in der Einfriedung. Eisengerätedepot im Annexgraben. Reste von 2 Kinderskeletten und vollständige Flasche in Brunnen E. Neth 1999; Neth 2000; Neth 2001. Plattling-Pankofen (Kr. Deggendorf, BY) 2 (?) Eisengerätedepots im Nord- und Südgraben. Menschenknochen im Graben. Reichenberger/Schaich 1996. Pocking-Hartkirchen (Kr. Passau, BY) Menschenknochen im Graben. Schaich 1998; Schaich/Watzlawik 1997. Riedlingen (Kr. Biberach, BW) Bestattung eines Kleinkindes in Grubenhaus. Klein 1993; Klein 1994; Klein 1995; Klein 1996. Schierling-Unterlaichling (Kr. Regensburg, BY) Eisengerätedepot in Grube außerhalb der Einfriedung. Reichenberger 1995. Tab. 1: Mögliche Depotfunde bei und in Viereckschanzen in Deutschland. BW – Baden-Württemberg. BY – Bayern. Befund Bibliographie Barbezieux „Les Petits Clairons“ (Charente, Poitou-Charentes) Fundort (Département, région) Eisen- und Bronzegegenstände und Keramik in Grube. Baigl 2000; Gomez de Soto 2000; Nillesse 2006, 238. Beauvais „Les Aulnes du Canada“ (Oise, Picardie) Tüllenbarren, menschliche Schädelreste und mehrere vollständige Tierskelette im Graben. Woimant 1983; Méniel 1990; Woimant 1990; Brunaux/Malagoli 2003, 53. Braine „La Grange des Moines“ (Aisne, Picardie) Simpulum und Amphoren in Grube. Konzentrationen von Tierknochen im Graben. Auxiette 2000; Auxiette u.a. 2000. Cairon „Eélazar“ (Calvados, Normandie) Metalldepot im Graben und in Grube. San Juan u.a. 1999, 163–167; Nillesse 2006, 220–224. 234. Chevrières „La Plaine du Marais“ (Oise, Picardie) Vollständige Schüssel im Graben. Malrain/Pinard 2006, 238. Dissay-sous-Courcillon „Beauregard“ (Sarthe, Pays-de-la-Loire) 3 Eisengerätedepots im Graben. Nillesse 2006, 225–226. Echiré „Le Bois Roux“ (Deux-Sèvres, Poitou-Charentes) Eisengeräte und Bruchstück einer Weinamphore in Grube. Nillesse 2006, 234–237. Echiré „Piémont“ (Deux-Sèvres, Poitou-Charentes) Depot aus Eisengeräten, Waffen und Mühlstein im Graben. Nillesse 2006, 226. Fleury-sur-Orne „Bac d’Athis“ (Calvados, Normandie) Eisengerätedepot in Grube. San Juan u.a. 1994; Nillesse 2006, 231–234. Ifs „Object’Ifs Sud, Ensemble 5“ (Calvados, Normandie) Münzen, Muschelschalen, Tierknochen, menschliche Schädelkalotte, Eisen- und Bronzegegenstände im Graben. Le Goff u.a. 2007, 582. Marcé „L’Hélouine“ (Maine-et-Loire, Pays-de-la-Loire) Gefäße und Eisengeräte in Pfostenloch. Nillesse 1999; Nillesse 2003; Nillesse 2006, 240–242. Mondeville „L’Étoile“ (Calvados, Normandie) Eisengerätedepot im Graben. Nillesse 2006, 226–229. Pouillé „Le Grand Paisilier“ (Vendée, Pays-de-la-Loire) 2 Eisengerätedepots im Graben. Guillaumet/Nillesse 2000, 255–256; Nillesse 2006, 224–225. Quetteville „La Cohaigne“ (Calvados, Normandie) Eisengerätedepot in Silo. Lepaumier 2002; Nillesse 2006, 234. Sermoise „Les Prés du Bout de la Ville“ (Aisne, Picardie) Eisengerätedepot in Grube. Malrain/Pinard 2006, 238; Gransar u.a. 2007, 555. Thaon „Le Bissonet“ (Calvados, Normandie) 3 anatomisch zusammenhängende Pferdereste im Graben. San Juan u.a. 1999, 149–158. Vergnasses (Gironde, Aquitaine) Eisengerätedepot im Graben. Sireix u.a. 2007, 340–341. Tab. 2: Mögliche Depotfunde bei und in Gehöften in Frankreich. 545 Cairon 15 Chevrières 1 Dissay-sous-Courcillon 7 3 66 X 1+X 2 X X 3 5 1 4 1 4 1 Dornstadt-Tomerdingen 3 Echiré „Le Bois Roux“ 14 8 Echiré „Piémont“ 9 1 Fellbach-Schmiden 4 Fleury-sur-Orne 44 1 Ifs >83 1 X Königheim-Brehmen 16 14 2 2 3 2 2 2 1 3 3 1 1 1 1 X 3 13 1 25 Holzhausen X 15 67 X X Leinfelden-Echterdingen X Leingarten-Schluchtern X Marcé 6 2 Mengen-Ennetach 3 3 Mondeville 18 1 3 1 4 1 4 X 1 6 Nordheim I X Nordheim II 17 2 3 1 Plattling-Pankofen 12 5 1 1 2 8 Pocking-Hartkirchen X 1 X 5 X Pouillé 4 Quetteville 13 2 2 1 8 4 Riedlingen X Schierling-Unterlaichling 5 4 1 Sermoise ? 1 ? 1 Thaon Vergnasses Unbestimmt ? Tierknochen 66 Braine Menschenknochen Beauvais Barren und Münzen 2 Persönliche Ausstattung 2 Waffen Essen und Trinken 7 Haus und Hof Handwerk Barbezieux Fundort Landwirtschaft Gesamtzahl der Objekte „Eiserne Reserven“? X 4 Gesamt 53 1 2 >24 27 1 28 13 19 134 7 8 >54 Tab. 3: Zusammensetzung der Depotfunde nach Funktionsgruppen. X – vorhanden. ? – unsicher. Fundort (Bezirk, Kreis/ département, Bundesland/région) Befund Bibliographie Balloy „Les Défriches“ (Seine-et-Marne, Ile-de-France) Kopf einer Steinskulptur in Grube innerhalb der Einfriedung. Augereau u.a. 1992; Duceppe-Lamare 2002, 302. Fellbach-Schmiden (Rems-Murr-Kreis, BW) 3 Holzskulpturen im Brunnen. Menschliche Skelettreste im Graben. Wieland 1999b. Mšecké Žehrovice (Rakovnik, Böhmen) Kopf einer Steinskulptur in Grube außerhalb der Einfriedung. Venclová u.a. 1998. Tab. 4: Figürliche Darstellungen aus ländlichen Gehöften. BW – Baden-Württemberg.